Trabzon

Trabzon - Uzungol See im Nordosten der Türkei - bei Reisemagazin Plus

Zwischen Schwarzmeerküste und Hochgebirge

Trabzon

Trabzon klingt nicht wie ein Ort, den man sich für seinen ersten Türkei-Trip aussucht. Vielleicht liegt es daran, dass der Name nicht in jedem Reiseführer ganz vorne steht. Doch genau das ist Teil seines Reizes. Diese Stadt am Schwarzen Meer, am nordöstlichen Rand der Türkei, hat ihre ganz eigene Dramaturgie. Sie steht nicht still für die Kamera, sondern lebt ihr Leben weiter, als ob sie sich nicht darum kümmert, ob jemand zuschaut. Und genau deshalb ist sie so faszinierend.

Zwischen Küstenwinden, Bergnebeln und Minarettklängen entfaltet sich eine Atmosphäre, die anders ist als das, was man sonst aus der Türkei kennt. Trabzon liegt am östlichen Rand des Schwarzen Meeres, direkt an der historischen Seidenstraße, auf halbem Weg zwischen Europa und Asien. Die Menschen hier haben ihre eigenen Regeln, ihren eigenen Humor, ihre eigene Küche. Wer durch die engen Gassen läuft, hört ein eigenwilliges Türkisch, das manchmal ins Georgische oder Arabische kippt.

Trabzon

Wo das Schwarze Meer auf die Pontischen Alpen trifft

Trabzon ist ein Ort, an dem sich Natur und Stadt in einem ständigen Wettstreit befinden. Auf der einen Seite türmt sich das Meer, auf der anderen Seite die steilen Berghänge des Kaçkar-Gebirges, das hier beginnt und sich bis weit ins Landesinnere zieht. Der höchste Gipfel liegt bei über 3.900 Metern, auch wenn Trabzon selbst nur knapp über dem Meeresspiegel liegt.

In den Sommermonaten erreichen die Temperaturen angenehme 25 Grad, während der Winter eher mild und regnerisch bleibt. Die Luft ist feucht, die Farben wirken gesättigt – grüne Hänge, graue Wolken, blauschwarze Wellen.

Kultur und Traditionen – Mit Tee, Tanz und Pontischem Stolz

Die Menschen in Trabzon sind stolz auf ihre Wurzeln, auch wenn man das nicht sofort merkt. Man muss erst einen Tee mit ihnen trinken, vielleicht auf dem Meydan-Platz oder im Innenhof einer alten Karawanserei. Dann öffnet sich eine Welt aus Liedern, Tänzen und Geschichten. Die Männer tanzen den Horon, eine Art Gruppentanz mit militärischem Rhythmus, bei dem jeder Schritt sitzt. Die Frauen tragen bunte Kopftücher, die nicht immer aus modischen Gründen getragen werden, sondern oft Familiengeschichte erzählen.

Tee ist mehr als ein Getränk. Er ist sozialer Klebstoff, Gesprächsbegleiter, Pausenzeichen.

Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten – Geschichte, Natur und ein Hauch Absurdität

• Das Sumela-Kloster: Etwa 50 Kilometer südlich der Stadt klammert sich dieses byzantinische Kloster wie ein Schwalbennest an die Felswand. Es wirkt, als hätte es jemand im Wahn dorthin gebaut. Heute zieht es Wanderer, Historiker und spirituell Suchende gleichermaßen an.
• Die Hagia Sophia von Trabzon: Kleiner als ihr Pendant in Istanbul, aber mit einem Freskenzyklus, der Geschichten aus einer anderen Zeit erzählt.
• Der Atatürk-Köşkü: Eine Villa im Jugendstil, einst Sommerresidenz des Republikgründers. Heute ein Museum mit viel Holz, alten Möbeln und der Aura vergangener Sommerfrischen.
• Boztepe: Ein Hügel mit Panorama auf Stadt und Meer. Hier trinkt man Tee, spielt Tavla und schaut zu, wie die Sonne hinter dem Horizont verschwindet.
• Das Forum Trabzon: Ein Einkaufszentrum – ja, wirklich. Zwischen Streetwear und Elektronikläden zeigt sich hier das moderne Gesicht der Stadt, ohne den Kontrast zum Alten zu kaschieren.

Berge, Nebel, Wasser – die Elemente Trabzons

Die Umgebung der Stadt ist eine Spielwiese für Naturmenschen. Der Uzungöl-See, etwa anderthalb Stunden entfernt, liegt wie ein schiefer Spiegel in einem von Tannen gesäumten Tal. Wanderwege ziehen sich durch die Nebelwälder der Pontischen Alpen.

• Kaçkar-Gebirge: Für Trekking, Camping und Gletscherblicke
• Uzungöl: Für Familienausflüge, Bootsfahrten und frische Forellen
• Çal-Höhle: Eine der längsten begehbaren Höhlen der Welt, mit einem unterirdischen Fluss, der durch Jahrtausende geformt wurde

Für Familien – Trabzon mit Kind und Kegel

• Der Botanische Garten von Trabzon lädt zum Picknick ein
• Im Akçaabat-Viertel lassen sich kunstvoll verzierte Holzhäuser bestaunen
• Das Wissenschaftszentrum in der Nähe des Flughafens bringt Kindern Physik mit Humor bei
• Bootsfahrten entlang der Küste mit kleinen Pirateninszenierungen
• Der Zoo und Vogelpark von Trabzon: Klein, aber liebevoll gestaltet

Ein Geheimtipp – der Markt von Of

Wer wirklich wissen will, was in Trabzon gegessen, getragen und gehandelt wird, fährt nach Of. Der Ort liegt südöstlich der Stadt und wirkt unscheinbar, aber jeden Freitag verwandelt sich das Zentrum in ein Marktlabyrinth. Zwischen Teekannen, Fischen, bunten Stoffen und rohem Honig entfaltet sich ein anderes Trabzon – das ungeschönte, authentische, manchmal schrille.

Was ist neu? – Zwischen Tradition und Moderne

Trabzon verändert sich. Die Universität wächst, Cafés mit Avocadotoast und Sojalatte tauchen zwischen Teestuben auf. Junge Designer eröffnen kleine Ateliers in alten Werkstätten. Street Art belebt graue Hausfassaden. Gleichzeitig renovieren die Stadtväter alte Villen und eröffnen neue Museen, ohne die Vergangenheit zu übertünchen.

Essen, Trinken und Schlafen – alles mit Persönlichkeit

• Kuymak: Ein käsiger Maisbrei, der sich wie Lava über den Löffel zieht
• Hamsi: Die kleinen Schwarzmeer-Sardellen werden gebraten, gegrillt oder in Teig gehüllt
• Laz-Böreği: Blätterteig mit Vanillepudding – süß, fettig, perfekt
• Tee: Immer, überall, oft mit zwei Stück Zucker und einem Gespräch

Wer schlafen will wie ein Pascha, checkt in eine der renovierten Herrenhäuser in Ortahisar ein. Wer es lieber rustikal mag, findet in den Bergen einfache Holzhütten mit Ofen, Decken und Stille.

Shopping und Souvenirs – Zwischen Gold und Haselnüssen

• Silberarbeiten und handgeknüpfte Teppiche
• Handgemachte Teekannen aus Kupfer
• Haselnussprodukte: geröstet, karamellisiert, gemahlen
• Lokale Seifen mit Kräutern aus den Bergen
• Holzschnitzereien aus dem Umland

Top 10 – Was man gesehen haben muss

• Sumela-Kloster
• Uzungöl-See
• Hagia Sophia
• Boztepe-Aussichtspunkt
• Atatürk-Villa
• Çal-Höhle
• Of-Markt
• Botanischer Garten
Altstadt von Ortahisar
• Fischrestaurants an der Küste bei Akçaabat

To-Do Liste für eine gelungene Reise

• Eine Wanderung in den Kaçkar-Bergen
• Frühstück am Hafen mit frischem Hamsi
• Ein Teegespräch mit einem Ladenbesitzer in der Altstadt
• Ein Bad im Schwarzen Meer
• Besuch eines Fußballspiels von Trabzonspor – laut, emotional, echt
• Den Sonnenuntergang über dem Meer von Boztepe aus beobachten
• Ein Gebet in einer Moschee – egal welcher Konfession
• Ein Spaziergang im Regen – gehört dazu
• Einen ganzen Tag ohne Ziel durch die Gassen treiben lassen
• Abends: Laz-Böreği und Tee

Trabzon

Praktisches – Was man wissen sollte

• Beste Reisezeit: Mai bis Oktober, wobei die Sommermonate deutlich feuchter sind
• Währung: Türkische Lira
• Sprache: Türkisch, einige sprechen Englisch oder Arabisch
• Anreise: Flughafen Trabzon, gut angebunden an Istanbul und Ankara
• Kleidung: Regenjacke und feste Schuhe lohnen sich
• Öffentliche Verkehrsmittel: Dolmuş (Sammeltaxi) funktioniert schnell und günstig
• Achtung: Viele Sehenswürdigkeiten haben keine englische Beschilderung – Offline-Wörterbuch hilft

Fazit – Trabzon bleibt im Kopf

Trabzon passt in keine Schublade. Es ist rau, gastfreundlich, chaotisch, berührend. Es braucht keine Superlative, keine Glitzerfassaden, keine Überhöhung. Wer hierher kommt, versteht schnell: Die Stadt erklärt sich nicht. Sie ist einfach da. Zwischen Schwarzmeerküste und Hochgebirge, zwischen asiatischen Einflüssen und osmanischen Relikten.

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