Pag

Anhalten. Atmen. Gucken.
Insel Pag: Wo Wind, Stein und Meer Geschichten schreiben
Die Luft schmeckt nach Salz, und der Wind streicht rau über die Haut. Wer nach Pag reist, trifft auf eine Landschaft, die anders ist als der Rest Europas. Karg, kantig, eigenwillig – diese Insel in Kroatien macht keine Kompromisse. Sie spricht mit schroffen Felsen, endlos scheinenden Trockenmauern und einem Himmel, der manchmal wirkt, als würde er das Adriatische Meer auf die Erde drücken. Und genau diese radikale Offenheit zieht an. Pag verlangt nichts, es ist einfach da – in seiner vollen, unverfälschten Präsenz.

Zwischen Karst und Küste: Wo liegt Pag eigentlich?
Pag gehört zu den größten Inseln Kroatiens und liegt langgestreckt im Norden Dalmatiens, nahe der Küste zwischen Zadar und der Insel Rab. Verbunden ist sie mit dem Festland über eine markante Brücke im Süden – schnörkellos, funktional, fast brutalistisch. So wie Pag selbst. Die rund 60 Kilometer lange Insel zählt gut 8.000 Einwohner, die sich auf kleine Orte wie Novalja, Kolan oder das gleichnamige Pag-Städtchen verteilen. Die Menschen sind zurückhaltend, humorvoll, wettergegerbt – und unglaublich stolz auf ihr Eiland.
Die Landschaft ist geprägt von weißen Kalksteinformationen, kaum Vegetation, aber mit einem Panorama, das nie langweilig wird. Der Blick wandert über kahle Hügel, windzerzauste Schafe und glitzernde Buchten. Im Norden türmen sich Hügel bis zu 350 Meter hoch, im Süden flacht die Insel sanft zur Küste hin ab. Das Adriatische Meer zeigt sich hier von seiner raueren, ungeschönten Seite. Im Sommer können die Temperaturen auf über 30 Grad klettern, im Winter weht die Bora scharf und kalt. Das Klima ist trocken, sonnig und ideal für alle, die mit wenig Schatten und viel Weitblick leben können.
Kultur zwischen Salz, Spitze und Stolz
Pag lebt von seinen Gegensätzen – und seinen Traditionen. Zwei Dinge sind untrennbar mit der Insel verbunden: Salz und Spitze. Das Salz wird seit Jahrhunderten gewonnen, in offenen Feldern nahe der Stadt Pag. Es ist grobkörnig, intensiv und beliebt in vielen Küchen der Region. Die Paska čipka – die berühmte Pager Spitze – ist feinste Handarbeit, jedes Stück ein Unikat. Hergestellt wird sie nach alten Mustern, gestochen mit Geduld, Erfahrung und einer Portion stoischer Ruhe.
Feste spielen eine große Rolle. Der Sommer beginnt mit dem Pager Karneval, ein Spektakel aus Masken, Tänzen und jahrhundertealten Riten. In Novalja lebt man während der Feiertage fast auf der Straße – mit Musik, Grillgeruch und dem typischen Likör namens Travarica in der Hand.
Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten, die nicht jeder kennt
Pag überrascht. Und das gleich mehrfach.
Altstadt Pag
Geometrisch geplant, von venezianischen Architekten angelegt, wirkt die Altstadt von Pag wie ein Zeitdokument. Die Straßen sind schmal, die Plätze offen, das Leben spielt sich langsam ab. Besonders sehenswert: die gotische Kirche St. Maria, das ehemalige Fürstenpalais und die kleine Markthalle mit fangfrischem Fisch.
Salzgärten von Pag
Ein Besuch bei den Salinen zeigt, wie Natur und Handwerk ineinandergreifen. Im Sommer wird das Meerwasser in flachen Becken verdunstet – übrig bleibt das begehrte Meersalz. Wer will, kann sogar selbst mitarbeiten.
Strand Zrće
Wem nach lauterer Kulisse ist, der fährt nach Zrće Beach bei Novalja. Der Strand ist bekannt für seine Musikfestivals und das exzessive Nachtleben. Elektronische Beats treffen hier auf tiefblaues Wasser und feinen Kies.
Mondlandschaft bei Metajna
Im Nordosten der Insel offenbart sich ein surreales Panorama: Geröllhänge, Steinwüsten, kein Baum weit und breit. Die Gegend um Metajna erinnert an die Oberfläche eines fremden Planeten – ideal für Wanderer, Fotografen oder jene, die einfach mal den Kopf leeren wollen.
Olivenhaine von Lun
Ganz im Norden wachsen über 1.500 wilde Olivenbäume, viele davon mehr als 1.000 Jahre alt. Ein Spaziergang durch diesen skurrilen Wald wirkt wie eine Zeitreise. Wer die Ruhe sucht, findet sie zwischen knorrigen Stämmen und Zirpen in der Luft.
Aktivitäten für große und kleine Entdecker
Die Insel eignet sich hervorragend für Wanderungen, Radtouren und Wassersport. Die Bora formt perfekte Bedingungen zum Windsurfen, während Taucher rund um Pag geheimnisvolle Höhlen und Wracks erkunden. Familien mit Kindern freuen sich über ruhige Badebuchten bei Šimuni oder Mandre, kleinere Wasserparks, Ponyreiten im Inselinneren oder Bootsausflüge in die umliegenden Buchten.
Was neu ist: Von Käse bis Campingplatz
Immer mehr junge Insulaner kehren nach Pag zurück, eröffnen kleine Cafés, renovieren Steinhäuser oder beleben alte Rezepte. In Kolan etwa entstehen neue Käsereien, die den legendären Pager Käse in modernem Gewand präsentieren. Auch beim Camping hat sich etwas getan: Plätze wie Terra Park SpiritoS oder Camp Šimuni setzen auf gehobenes Glamping statt einfachem Zeltplatz – mit eigenem Meerblick, Eco-Konzept und stylischen Lodges.
Kulinarik und Unterkunft: Rustikal trifft Avantgarde
Der Pager Käse – hart, salzig, aus roher Schafsmilch – gehört auf jede Speisekarte. Dazu passt Lammfleisch, gegrillt über Rebenzweigen oder geschmort mit Kräutern der Karstlandschaft. Auch Meeresfrüchte sind frisch und zahlreich. Wer sich durchprobieren möchte, sollte das Konoba Bodulo in Pag oder das Restaurant Boškinac bei Novalja besuchen.
Unterkünfte reichen vom familiären Gästezimmer bis zum Boutiquehotel im renovierten Steinhaus. Besonders reizvoll: kleine Ferienhäuser in den Hügeln oberhalb von Povljana oder luxuriöse Apartments mit Meerblickterrasse bei Mandre.
Shopping und Souvenirs: Handgemacht statt Kitsch
Wer auf der Suche nach Mitbringseln ist, wird fündig – wenn er gezielt sucht. Die beste Adresse für echte Pager Spitze ist das Kloster der Benediktinerinnen in Pag-Stadt. Auch Keramikwaren und kleine Holzschnitzereien aus dem Inselinneren sind lohnenswert. Auf Wochenmärkten locken Käse, Honig und Olivenöl direkt vom Erzeuger.
Die inoffizielle Top 10 der Pag-Momente
– Spaziergang bei Sonnenaufgang entlang der Salzgärten
– Sundowner mit Blick auf Zrće Beach – aber von oben
– Lamm mit Knoblauch und Salbei in einer Konoba
– Erkundung der Mondlandschaft bei Metajna
– Bootstour mit Badestopp in der Vlašići-Bucht
– Selfie mit 1000-jährigem Olivenbaum in Lun
– Marktbesuch in Pag und Käseverkostung
– Nachtwanderung durch Novalja
– Glamping mit Meerblick
– Sonnenbaden auf den hellen Felsen von Ručica
To-Do-Liste für alle, die mehr wollen
– Wasser mitnehmen – Pag ist heiß und trocken
– Wanderschuhe einpacken – auch für Strandnähe
– Lokale Feste mitnehmen – besonders im Juli und August
– Käse probieren – am besten frisch vom Bauern
– Keine Angst vor Stille – Pag lebt auch in der Ruhe

Reisezeit, Hinweise, Überlebenstipps
Die beste Reisezeit für Pag liegt zwischen Mai und September. Wer feiern möchte, reist im Hochsommer. Wer wandern, genießen und Ruhe sucht, kommt im Mai, Juni oder September. Die Bora kann im Frühjahr und Herbst heftig wehen – ideal für Surfer, weniger für Sonnenanbeter.
Sonnenschutz ist Pflicht, ebenso festes Schuhwerk. Bargeld schadet nicht, in kleineren Orten wird nicht immer Kartenzahlung akzeptiert. Busverbindungen sind ausbaufähig, ein Mietwagen sorgt für Freiheit. Und noch ein Tipp: Anhalten. Atmen. Gucken. Denn Pag ist kein Ort zum Durchhetzen – sondern zum Ankommen. Ganz einfach. Ganz anders. Ganz Europa.